Das Leben ist ein Lied.

Philipp W. Wilhelm
5 min readJan 30, 2010

Willkommen, Bienvenue, welcome. Part of your world.

Facebook ist mittlerweile sowas wie mein Tagebuch geworden, meine ganzen Gedanken schick ich hinaus in die Gesichter und Gedanken meiner Freunde.

Freunde?

Wie viele von Euch kenn ich persönlich? Wer ist wirklich ein Freund? Was zeichnet Dich, Freund, aus, um diese Bezeichnung tragen zu dürfen?

Thank you for being my friend. I’ll be there for you.

Vertrauen, Liebe, Ehrlichkeit und Offenheit. Aber auch Grenzen müssen gesetzt sein. Jede Freundschaft basiert auf einer Beziehung zwischen zwei Menschen. Nur halt ohne den Rest, denk ich mir und schreibe das auf.

Schrankenlos frei, wie ein Engel, der durch Wolken fliegt. Schwerelos leicht, wie das Licht, das sich im Wasser wiegt.

“XY möchte mit Dir befreundet sein.” Will ich das auch? Kann ich einfach so auf “ignorieren” klicken, oder verstoße ich da gegen eine Regel, die mir nicht bekannt ist?

Tu was die Vernunft nicht erlaubt und frag nicht, ob Du es morgen bereu`n wirst.

Energie-Vampire fliegen durch meinen Kopf, ich bin hin- und hergerissen zwischen ja, nein, vielleicht, könnte aber schon irgendwie und NIEMALS.

Facebook eignet sich nur bedingt als Freundeverwaltungstool. Allein die Tatsache, dass ich jemanden “als Freund entfernen” kann, ist schon schlimm genug.
Wie aber kann ich Freund, Kollege und “Diverses” von einander trennen? Durch Listen. So weit kommt es noch.

Kam es schon. Unterteilt in Interessensgebiete: Acting, Podcast, Kollege, Freunde. Irgendwie pervers. Wobei auch Zugehörigkeit zu mehreren Listen gleichzeitig möglich ist. Natürlich.

Was für den Vogel die Kraft seiner Schwingen, das ist für den Menschen die Freundschaft: sie erhebt ihn über den Staub des Alltags.

I can show you the World.. A whole New World.

Auf meinem Weg in eine wicked little town.

Sitz im Zug und beneide die Tauben, die da am Bahnsteig rumlaufen.
Wenn die keinen Bock mehr haben auf einen Ort, fliegen sie einfach weg, Kraft ihrer Schwingen.. They are defying gravity. Geiler Song. Verbindung von Macht, Sehnsucht, Losreissen, Liebe, Freiheit.

Die Schwerkraft besiegen, denk ich.

Und die Tauben sind sich nicht bewusst, was sie für eine Freiheit haben. Sie machen es einfach, denken nicht darüber nach. Reflexe. Instinkt und Erfahrung.

Wir Menschen sind zu erfahren, um gut zu sein.

Verdammte Medienwelt, verdammte Entwicklung, denk ich und checke bei Twitter meine Nachrichten. XY will demnächst sich ein iPad kaufen. Ich will nur einen DS, wegen Final Fantasy und rechne im Kopf die nicht vorhandenen Einnahmen aus den letzten beiden Monaten zusammen.

Das Wort mit S entfährt mir, und die Welt zieht noch schneller an mir vorüber. Liquid heisst das Unzauberwort.
Unliquid ist nicht schön.

Irgendwie.

Mein iPhone spielt Musik aus einer Liste, die ich nicht angelegt habe. Sie nennt sich selbst “Random”. Das Leben läuft nie nach “Random”, die Liste, die dort abgespielt wird, nennt sich “Schicksal”, “Selbstbestimmung” oder “Unwichtige Wichtigkeiten”.

Der meistgenutzteste Buchstabe derzeit ist bei mir das y, liegt es doch auf der iPhone-Tastatur gleich neben der Shift-Taste. Blöde Grossschreibung, ich kann’s einfach nicht lassen.

Das Zugpersonal freut sich gerade, mich hier im Zug begrüßen zu dürfen. Na, dann bin ich mal gespannt, was sie mir für mein Geld bieten. Jedenfalls keine gute Unterhaltung, das steht fest. Immerhin eine gute Fahrt. Wenn Lustlos darauf hingewiesen wird, dass Firma XY kalte und heiße Getränke sowie kleine Snacks mir an meinem Platz servieren wird, greife ich panikartig zu Kopfhörer, Wasserflasche und Donut sowie Zeitschrift, um dem “Kaffee, Limo, Bier, Schokoriegel???”-Mann von vornherein deutlichste Signale zu senden. Was ihn aber nicht stört, sondern einfach selbstbewusst die Gegeninitiative ergreifen lässt und er einfach so lange neben mir steht, bis ich ihn weiterwinke.

Der Arme macht auch nur seinen Job, denk ich plötzlich und sehe mich bei meinem Nebenjob im Kino an der Theke stehen. Smile. Lächle um nicht zu weinen.

Manch einer hat das perfektioniert. Dabei kann es so herrlich befreiend sein, einfach loszulassen und zu weinen.

Hier Sitz ich nun, lasse los und weine. Heule. Schluchze.

Don’t cry for me, Argentina… Kommt mir in den Sinn. On my own, pretending he’s beside me, wenn ich tanzen will. Totale Finsternis. Ein Meer von Gefühl und kein Land.

Viele Glauben an Götter verschiedenster Art, an Wunder und Zeichen, Himmel und Hölle. Doch die wahre Macht, die uns regiert ist die unstillbare Gier.

Aufwachen.

Alles dreht sich um mich, Schwindel, Herzenswärme, Winterwärme, Restwärme.

“Kaffee, Cappucchino, Cola, Wasser?”

Nein, danke. Lieber ein Meer voll Geborgenheit. A Season of Love.

Goldene Blätter ziehen am Fenster vorbei, wobei eher das Fenster an den Blättern vorbeizieht.

Wo ist der Sommer, fragt Lady deWinter. Wir sind wie zwei Boote in der Nacht, jedes hat sein eignes Ziel und seine eigene Fracht. Wie begegnen uns auf dem Meer, und dann fällt der Abschied uns schwer. Antwortet Elisabeth. Nicht, nichts, gar nichts.

And if you`ve got no other choise, you know you can follow my voice through the turns and noise of that wicked little town, singt mein Hirn und ich muss lächeln, um nicht zu weinen.

Der Himbeer-Donut schmeckt künstlich. Nach Farbstoff und Konservierungsmittel. Werden wir alle an Krebs sterben?

Gibt es überhaupt ein Leben nach dem Tod, oder hat das alles mehr mit uns selbst zu tun, als wir ahnen?

Sei bereit, Sternkind. Manchmal in der Nacht will ich so sein, wie Du mich haben willst, und wenn ich mich selber zerstör.

Alt wie ein Baum, denk ich.

Mein Herz tanzt, schwappt über und fließt in den Nebel, der am Fenster vorbeizieht.

Because I knew you I have been changed for good.

Zum Guten? Oder für immer?

Wer bin ich, und wieso bin ich der, der ich zu sein scheine? Sein oder Nichtsein. To Be or not to Be.

I am what I am, and what I am needs no excuses.

Wir erreichen jetzt Moosburg.

Irgendwo kann sich Schwarzfahren ins Gedächtnis brennen. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Vielleicht somewhere over the Rainbow, Way Up high.

Das Leben scheint ein Lied zu sein, dessen Rhythmus das Herz am Schlagen hält.

Vieles ist in Dur notiert, manches in Moll.

Machs gut, mein Herzensschöner.

Und weiter geht die Reise.

Wohin?

Ich will nur zurück zu mir.

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Written by Philipp W. Wilhelm

Geschichtenerzähler, Alltagspoet, Blickwinkelverschieber • www.linktr.ee/kyndzkopf

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