Der Waldschrat — das Musical
Eine komische Inzest-Tragödie für die ganze Familie in 2 Akten (Serviervorschlag)
Personen.
Der Waldschrat
Der König
Die Königin
Elsbeth, die Königstochter
German, ihr Verehrer
Handlungsorte.
Elsbeths Turmzimmer im Schloss
Der unheimliche Wald
Das Versteck des Waldschrats
1. Akt
SZENE 1. Ein unheimlicher Wald, Dämmerung. Man hört das Musizieren der Insekten und das Rufen eines Nachtvogels, Gras- und Laubgeraschel. Die Ouvertüre (Waldschrat-Thema) setzt ein.
Der Waldschrat tritt auf und gibt zu verstehen, er habe diesen Wald erschaffen und sei sein Hüter. Er prophezeit, dass sich hier bald eine schreckliche Tragödie abspielen wird.
Waldschrat: Und ich hab den Wald gemacht
SZENE 2. Eingesperrt in ihr Turmzimmer, sitzt Elsbeth und betrauert den Verlust ihres Verehrers German, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Ihre Eltern missachteten die Verbindung zum Tagelöhner German und sperrten sie in das Turmzimmer. Seitdem häkelt sie an einem Strick, mit dem sie entweder durch das Fenster fliehen oder sich erhängen will.
Die Königin betritt das Zimmer und bittet zum Abendmahl, die einzige
Möglichkeit für Elsbeth, ihr Zimmer zu verlassen. Diese weigert sich, sie habe keinen Hunger. In ihrem Lied wendet sie sich an den Zuschauer und erzählt, sie würde Nacht für Nacht von einer Stimme gewarnt werden, nie wieder eine Mahlzeit in diesem Schloss anzurühren.
Elsbeth: Nein, meine Suppe ess ich nicht
Vom Fenster her hört sie plötzlich German nach ihr rufen („Elsbeth, lass Dein Haar herunter!“). Er habe nun endlich einen Weg durch den Dornen besetzen Vorgarten gefunden und sich einen Weg zu ihrem Turmfenster gebahnt. Elsbeth hat die Idee, ihn mit dem Strick ins Zimmer zu holen.
Elsbeth, German: Den Strick hab ich für Dich gedreht
Im Turm angekommen, verspricht er, sie zu befreien. In diesem Moment erscheint der König in der Tür und fordert seine Tochter auf, zum Essen zu erscheinen. German klettert schnell aus dem Fenster und hält sich am
Sims fest. Dumm nur, dass der König das Fenster schließt und Germans Finger einklemmt. Dieser stürzt mit einem lauten Schrei in den Wald unter dem Turm. Vor Schreck erstarrt versucht Elsbeth den Schrei als Furz zu erklären.
Elsbeth, König, German: Mir deucht es war ein Magenwind
Sie bittet ihren Vater, das Essen auf ihr Zimmer zu bringen. Der König willigt ein und verlässt sie. Im Glauben, German sei beim Sturz gestorben, versucht Elsbeth sich mit dem Strick zu erhängen, doch er reißt. Es erklingt die Stimme des Waldschrats, sie denkt, es wäre German und stürzt sich aus dem Fenster.
Waldschrat: Elsbeth, im Dunkeln ist gut Munkeln
Der König kommt mit einem Teller Suppe zurück, sieht das offene Fenster und den Strick und erkennt das Unglück. Seine Gattin befiehlt voll Zorn, er solle sich auf die Suche nach Elsbeth machen. Daraufhin springt
der König kurzerhand ebenfalls aus dem Fenster, was die Königin nur mit einem
Königin: Umnachtet ist der Alte kommentiert.
SZENE 3. Das Zimmer verwandelt sich in den Wald und der Waldschrat tritt auf. Im Hintergrund sieht man German, Elsbeth und den König in der Dunkelheit umherwandeln.
Elsbeth, German, König: Totale Finsternis mit Filmriss
Der Waldschrat wendet sich ans Publikum und gibt zu verstehen, dass er Elsbeth besitzen will, um sich an ihr auszutoben. Als sie sich langsam an ihn herantastet und nicht erkennt, zitiert er den Erlkönig:“Mein liebes
Kind, komm geh mit mir. Gar schöne Spiele spiel ich mit Dir. Manch bunte Blumen sind an dem Strand, meine Mutter hat manch gülden Gewand.“
Elsbeth fragt, wer er denn sei, und der Waldschrat erklärt ihr
Waldschrat: Und ich hab den Wald gemacht Reprise
Black.
2. Akt
SZENE 1. German irrt frierend und ängstlich durch den Wald und ruft verzweifelt nach seiner Elsbeth.
German: Elsbeth, wo ist meine Elsbeth
In der Dunkelheit begegnet ihm der Waldschrat und gibt sich als Fahrender Händler aus. German ergreift kurzerhand die Chance, durch den Kauf einer Lampe seine Geliebte in diesem verfluchten Wald zu finden. Als Gegenleistung verlangt der Händler kein Geld, sondern Germans Kleidung.
Dieser willigt ein und macht sich halbnackt auf die Suche nach Elsbeth, nun im Besitz einer Lampe.
Der Waldschrat schlüpft in Germans Kleidung und triumphiert:
Waldschrat: German bin von nun an ich / Und ich hab den Wald gemacht (Reprise)
SZENE 2. Auch Elsbeth befindet sich allein, schniefend und zitternd im Wald. Ihr geht die Aussage des Waldschrats nicht mehr aus dem Kopf: „Aus diesem Wald wirst Du nur entkommen, wenn Du mit mir gehst und meine
Liebessklavin wirst.“ Doch sie ist ja in German verliebt. Wie solle sie mit einem anderen gehen? Auf der anderen Seite ist das wohl der einzige Weg aus dem Irrgarten.
Elsbeth: Daheim ist, wo das Herz ist
Da erscheint der König und befiehlt, sie solle mit ins Schloss kommen, doch Elsbeth weigert sich: lieber beende der Wald ihr Leben, als dass sie wieder in den Turm zurückgeht. Sie stellt ihren Vater vor ein Ultimatum: entweder, er akzeptiert ihre Liebe zu German, oder sie werde auf der Stelle in den Wald laufen und dort elendig zu Grunde gehen.
Das bringt den König zur Raserei und er beklagt die Dummheit seiner Tochter.
König: Schöne Töchter sind strohdumm
Verletzt reißt Elsbeth sich los und flieht tiefer ins Gehölz.
SZENE 3. Die Königin kommt hinzu. Ihr wurde das Warten im Schloss zu blöd und somit hat sie sich auf den Weg gemacht. Sie klagt ihren Mann an, dass sie nun schon das zweite Kind verloren habe. Gemeinsam fassen sie einen Plan: Der Mann, der an all dem Unglück Schuld ist, muss sterben: German.
Königin, König: Liebesqual ist Qual nach Wahl
SZENE 4. Sie bemerken nicht, dass der halbnackte German sie dabei beobachtet und seinen Mut verliert. Nie wieder wird er seine Geliebte sehen.
German: Elsbeth, wo ist meine Elsbeth Reprise
Mittlerweile hat er sich eine schlimme Erkältung eingefangen und schleppt sich kraftlos weiter. Langsam verliert er den Verstand, und zu allem Übel erlischt das Licht der Lampe. Da taucht der Waldschrat als German verkleidet vor ihm auf.
Der Sterbende bittet darum, ein letztes Mal seine Elsbeth sehen zu dürfen. Der Waldschrat entfacht das Licht in der Lampe und hält sie vor das eigene Gesicht. Mit dem Satz „Du hast ihre Augen“ haucht German qualvoll sein Leben aus.
German, Waldschrat: Und Du hast den Wald gemacht / Ja, ich hab den Wald gemacht
In diesem Moment erscheint Elsbeth, sieht die Szene und verfällt in Schockstarre. Dann wird sie vom Waldschrat zum Liebesspiel gezwungen.
Tanzszene: Balzverhalten wilder Waldbewohner
Daraufhin entführt er sie in sein Versteck.
SZENE 5. In der Höhle des Waldbewohners haben sich König und Königin zusammengefunden, um ihren Plan auszuarbeiten. Als die Königin wieder damit anfängt, der König allein wäre an Elsbeths Flucht schuld, rastet dieser
aus und fährt sie an: „Hättest Du unserem Jungen nicht die verdorbene Pilzsuppe gegeben, wäre er nicht wahnsinnig geworden und wir hätten wenigstens noch einen Sohn!“
Just in diesem Augenblick erscheint der Waldschrat mit Elsbeth im Arm, die sich den Bauch hält.
Das Königspaar sieht nur Germans Kleidung und sie stürzen sich auf den Waldschrat. Es kommt zu einem Kampf und sie töten den verhassten German.
Elsbeth erwacht aus ihrer Trance und singt ein trauriges Wiegenlied.
Elsbeth, Waldschrat (im Sterben liegend): Wie hässlich wird das Kleine sein
Plötzlich schreit die Königin gellend auf: sie haben nicht German getötet — auch keinen vermeintlichen Waldschrat: vor ihnen liegt der vermisste Königssohn Waldemar, der vor achtzehn Jahren nach Genuss der Suppe Halluzinationen erlitt, sich wochenlang für einen Waldgeist und deshalb von seinen Eltern verstoßen wurde. Sie haben soeben ihren eigenen Sohn ermordet.
Die Erkenntnis, ein Kind von ihrem Bruder zu erwarten, erträgt Elsbeth nicht. Sie erwürgt sich mit einem Stück Strick, den sie aus dem Turm mitgenommen hat.
Elsbeth: Den Strick hab ich für Dich gedreht Reprise
Die Eltern erkennen, sie haben ihr ganzes Leben falsch gehandelt.
König, Königin: Kinder zwingen ist nicht fein
Die Toten erheben sich und singen ihr Lamento.
Elsbeth, Waldschrat: Nein, meine Suppe ess ich nicht Reprise
German: Das Elternhaus war schuld daran.
Dann stimmt das gesamte Ensemble das Finale an.
Alle: Der Wald, der war schon immer da, der wurde nicht von ihm gemacht.
Ende.
(Alle Rechte für eine Ausarbeitung und Aufführung liegen bei Philipp W. Wilhelm).