Menschen im Kino

Philipp W. Wilhelm
1 min readNov 24, 2009

--

Was ich nie verstehen werde — warum hetzen Menschen ins Kino?

Man hört sie schon von draussen herannahen wie eine wilde Horde hysterischer Wüstentiere auf der Flucht vor gefährlichen Raubtieren.

Dann stürmen herein, total ausser Atem, genervt und gestresst.
Statt einem netten “Hallo” wird dem Kassenpersonal “Zwei mal Kino Eins” ins Gesicht gebrüllt.
Im Anschuss sind sie bei der Getränke- und Süßwarenauswahl überfordert und bellen dem Verkäufer ein „Popcorn!“ entgegen, während sie entweder ins Telefon ein aggressiv-sehnsuchtvoll-anklagendendes “Wo bleibst Du denn?” absondern oder mit zittrigen Fingern das Smartphone malträtieren.

Die nächste Irritation, nämlich die dreiste Frage „Süßes oder Salziges?“ von Seiten des Thekenmitarbeiters, bringt sie fast an den Rand eines Nervenzusammenbruchs Schrägstrich Totalausfalls der bisher ohnehin schon kläglich versagenden guten Manieren.

Die Auswahl der Größe des eben unter “japanischer Wasserfolter”-esken Bedingungen bestellten Knabberereien (“Möchten Sie eine große, kleine oder mittlere Tüte?”) wird ignoriert und sie reissen einfach vom Tresen Schrägstrich aus der Hand des Mitarbeiters, was ihnen vorgesetzt wird.

Entnervt, mit lang gezogener Fresse und fressalienüberladen (großes Popcorn salzig) in den Saal gefallen, hängen sie dann völlig fertig im Kinosessel, um sich zwei Stunden lang einen Film anzutun. Es fehlt ihnen mittlerweile an Kraft, sich aus dem Stuhl zu hieven, um beim Thekenpersonal Beschwerde einzureichen, denn im Grunde ihres unverstandenen Herzens wollten sie doch nichts mehr als einen schönen Kinoabend, verdammt noch mal, mit einer kleinen Portion süßen Popcorns.

Das ist kein Einzelfall, ganz im Gegenteil!
Lang genug habe ich im Kino gearbeitet, um diese Beobachtung zu studieren.

Ich werde es nicht verstehen.

Sign up to discover human stories that deepen your understanding of the world.

Free

Distraction-free reading. No ads.

Organize your knowledge with lists and highlights.

Tell your story. Find your audience.

Membership

Read member-only stories

Support writers you read most

Earn money for your writing

Listen to audio narrations

Read offline with the Medium app

--

--

Philipp W. Wilhelm
Philipp W. Wilhelm

Written by Philipp W. Wilhelm

Geschichtenerzähler, Alltagspoet, Blickwinkelverschieber • www.linktr.ee/kyndzkopf

No responses yet

Write a response